Das Museumspädagogische Zentrum (MPZ) trauert um seinen langjährigen Leiter
Dr. Josef Kirmeier
* 21. Juni 1957 † 17. August 2024
Über zehn Jahre, von 2010 bis 2022, hat Josef Kirmeier die Geschicke des MPZ gelenkt und die Arbeit sowie alle Mitarbeitenden mit seinen bemerkenswerten Fähigkeiten, seinem grenzenlosen Ideenreichtum und seinem unermüdlichen Tatendrang geprägt und bereichert.
Vor allem seine Offenheit, Begeisterungsfähigkeit und Menschlichkeit zeichneten ihn aus. Seine Türe stand nicht nur buchstäblich immer offen. Sie war ein Symbol für seine authentische Willkommenskultur. Dabei war sein Leitsatz: „Miteinander reden statt übereinander reden.“ Er begegnete Menschen auf Augenhöhe, nahm sie ernst, vertraute ihnen und ihren Fähigkeiten. Er setzte sich dafür ein, dass seine Mitarbeitenden gute Arbeitsbedingungen, etwa familienkompatible Arbeitszeiten und Stundenkontingente, aber auch Freiräume vorfanden, sich selbst einzubringen. Und er stärkte ihnen verlässlich den Rücken, besonders wenn etwas nicht nach Plan lief. Das gab viel Raum für Wachstum und Kreativität, nicht nur für die Einzelnen, sondern auch für die ganze Institution. Es gelang ihm, in flachen Hierarchien alle und vor allem die jüngere Generation in die Verantwortung zu bringen.
Um die gesammelte Expertise des MPZ besser sichtbar und für andere nutzbar zu machen, gab er 2014 ein Handbuch Museumspädagogik mit zahlreichen praxisorientierten Beiträgen der Mitarbeitenden aller Fachrichtungen heraus. Außerdem gründete er 2011 zusammen mit dem Institut für Bayerische Geschichte an der LMU und der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern die Bayerische Museumsakademie (BMA) – eine renommierte Fortbildungseinrichtung. Hier teilen die Mitarbeitenden des MPZ seither ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit einem noch größeren Netzwerk von Museumsmitarbeitenden, Lehrkräften und Studierenden aus dem gesamten deutschsprachigen Raum und darüber hinaus. Und das in Form von Jahrestagungen, Workshops, Exkursionen, Fachpublikationen und eines Zertifizierungskurses für fortgeschrittene Studierende.
Mit Menschenkenntnis, Überzeugungskraft und einem großen Netzwerk gelang es ihm, besonders die Zusammenarbeit mit den Museen, aber auch mit anderen Kooperationspartnern wie dem Bundesverband Museumspädagogik e.V., der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit oder dem Wertebündnis Bayern tragfähig, fruchtbar und wertschätzend auszugestalten.
Themen wie Bildungsgerechtigkeit, Demokratieförderung, Bildung für nachhaltige Entwicklung und Inklusion waren ihm besonders wichtig. Hier galt es Haltung und Zivilcourage zu zeigen. Kulturelle Bildung für alle war für ihn nicht nur eine leere Phrase, sondern eine Herzensangelegenheit und er konnte sie durch langjährige berufliche Partnerschaften und das Geschick, finanzielle Ressourcen aufzutun, vielfältig mit Leben füllen. Sein Blick war vor allem auf die gerichtet, die in irgendeiner Form benachteiligt, finanziell schwach oder bildungsfern sind.
Schnell und flexibel stimmte er das Angebot des MPZ auf aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen und Diskurse ab, um nicht nur zu reagieren, sondern schon bereit zu sein, wenn man gebraucht wird. So initiierte, ermöglichte und unterstützte er etwa die MPZ-Reihen „Ferne Welten – nahe Welten“, „Vielfalt entdecken“, den interkulturellen „KunstWerkRaum“ oder „Deutsch lernen im Museum“. 2018 wurde dem MPZ das Signet „Bayern barrierefrei“ verliehen, dann zwei Auszeichnungen für BNE/Umweltbildung, und bereits wenige Wochen nach dem ersten Corona-Lockdown konnte das MPZ die ersten digitalen Angebote bereitstellen.
Dr. Josef Kirmeier hat durch seine klaren Visionen und seine menschliche Art das MPZ nachhaltig verändert und gestärkt. Wir werden ihn dankbar in allerbester Erinnerung behalten.